btw, ich lese grade "Herr Lehmann" von Sven Regener, dem Sänger von Element of Crime, und da gibts einen wunderbaren Dialog (eher Monolog^^) zwischen Hr.Lehmann (der in ner Kneipe am Tresen arbeitet) und der schönen Köchin Katrin:
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Katrin: Und was machst du da?
Lehmann: Na hinterm Tresen stehen natürlich.
K: Und das findest du gut, oder was?
L: Wie, gut finden?
K: Na, ob du das gut findest eben. Hiterm Tresen stehen und die Leute abfüllen. Das ist doch kein Lebensinhalt!
L: Moment mal. Was soll das heissen, Lebensinhalt? Lebensinhalt ist doch ein total schwachsinniger Begriff. Was willst du damit sagen, Lebensinhalt? Was ist der Inhalt eines Lebens? Ist das Leben ein Glas oder eine Flasche oder ein Eimer, irgendein Behälter, in den man was hineinfüllt, etwas hineinfüllen muss sogar, denn irgendwie scheint sich ja die ganze Welt einig zu sein, dass man so etwas wie einen Lebensinhalt unbedingt braucht. Ist das Leben so? Nur ein Behältnis für was anderes? Ein Faß vielleicht? Oder eine Kotztüte?
Sie starte ihn verblüfft an.
L: Oder was? Ist das so?
K: Was weiss ich, das sagt man halt so.
L: Lebensinhalt ist doch eine Scheißmetapher, das steht ja wohl mal fest, aber selbst wenn man sie verwendet, was soll das dann sein? Gibt es irgendeinen, der mir das mal sagen kann? Kann ich jetzt zu einen von den Leuten hier an den Tisch gehen und ihn fragen: Entschuldigung, kannst du mir mal ein, zwei Lebensinhalte nennen? Nix! Nix! Aber alle glauben, es gibt so was. Und keiner denkt darüber nach.Wenn man von Lebensinhalt spricht, dann sieht man das Leben nur als Gefäß, als Mittel zum Zweck, in das es etwas hineinzufüllen gilt, statt dass man sich vielleicht mal darüber klar wird, dass das Leben einen Wet an sich hat, und dass man, wenn man sich dauernd damit beschäftigt, es mit Inhalt zu füllen, das vielleicht überhaupt nicht kapiert. Aber bleiben wir ruhig beim Bild des Lebens als Gefäß. Ein Gefäß, in das man etwas hineinfüllen muss, kann es so lange nicht sein, wie mir keiner sagen kann, was genau dieses Hineinzufüllende eigentlich sein soll. Dann kann man es nur noch anders herum sehen, wenn man an der Metapher festhalten will: Dann ist das leben ein Gefäß, das man gefüllt hingestellt beommt, und zwar gefüllt mit Zeit. Und in diesem Gefäß ist ein Loch drin und die Zeit fließt unten raus, so ist das nämlich, wenn man überhaupt von einem Gefäß sprechen will. Und Zeit, das ist das Blöde daran, kann man nicht nachfüllen.
K: Ich habe doch gar nicht von einem Gefäß gesprochen.
L: Das ist doch jetzt mal eben egal. Du hast mit Lebensinhalt angefangen. Und wenn man von Lebensinhalt spricht, dann muß man das auch zu Ende denken. So ein Wort will durchdacht sein. Was also hat die Tatsache, daß man in einer Kneipe arbeitet, mit Lebensinhalt zu tun? Das ist doch der letzte Scheiss, Lebensinhalt. Man lebt und erfreut sich dran, das reicht völlig.
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Finde das irgendwie genial und irendwie hat er da Recht der Herr Lehmann